Berliner Fotografen: Melanie Hübner

melaniehuebner | facebook.com | Instagram 

SEIT WANN FOTOGRAFIERST DU?

Mich hat die Fotografie bereits als Kind fasziniert. Meine erste Kamera habe ich mir mit sieben Jahren gewünscht und selbst ausgewählt. Sie war gelb und aus Plastik. Meine Eltern hatten eine analoge Spiegelreflexkamera, die ich mir dann mit dreizehn zu eigen machte. Nach vielen Jahren der Selbstversuche folgte dann das Fotografiestudium an der Folkwanghochschule. Das war kein einfacher Weg. Ich wurde zweimal abgelehnt bis ich den gewünschten Platz beim dritten Anlauf bekam. In der Zwischenzeit studierte ich Geschichte und Sozialwissenschaften, was nicht unerheblich ist für die Art der Fotografie, die mich heute begeistert.

HAST DU DEIN ERSTES BILD NOCH?

Mein Vater ist noch im Besitz sämtlicher Dias und Negative. Darunter werden vermutlich auch meine ersten Gehversuche innerhalb der Fotografie sein. Ich selbst habe ein großes Negativarchiv, bin aber großer Fan davon regelmäßig auszumisten und Ordnung zu halten.

WAS SIND DEINE LIEBLINGSMOTIVE, EHER MENSCHEN ODER ARCHITEKTUR?

In den vergangenen sechs Jahren ist das Thema Raum zentraler Schwerpunkt meiner Arbeit geworden. Der Raum als soziale Lagerungsstätte für Informationen einer westlichen Gesellschaft. Raum der nach bestimmten gesellschaftlichen Strukturen aufgebaut ist. Dabei verfolge ich den Ansatz der Raumtheorie des Französischen Soziologen Michel Foucaults. Die Orte die ich aufsuche, liegen innerhalb Deutschlands, weil ich es spannend finde, meine Beobachtungen an die Stelle zu legen, an der ich lebe und dabei das Banale sichtbar zu machen.

LIEBER SCHWARZ/WEISS ODER FARBE UND WARUM?

Ich habe einige Jahre in einem schwarzweiß Labor gearbeitet und weiß diese Arbeit sehr zu schätzen. Heute bevorzuge ich aber die Farbfotografie. Sie ist Teil meiner konzeptuellen Herangehensweise, ein Stück Wirklichkeit abzubilden. Mir ist es wichtig den Betrachter an einen real existierenden Ort mitzunehmen . Ich möchte ihm Türen öffnen, den Raum so zu sehen, als wäre er selbst dort gewesen. Die Schwarzweißfotografie lässt dieses Erlebnis meiner Meinung nach nicht zu, weil sie zu sehr abstrahiert.

WAS HÄLTST VON INSTAGRAM?

Es hat lange gedauert bis ich Instagram für mich als Möglichkeit in Betracht zog, meine Arbeit zu präsentieren und ein Netzwerk aufzubauen. Ich versuche dabei stetig meine eigenen Widerstände der Selbstpräsentation in eine spielerische Auseinandersetzung zu setzen. Instagram und andere Social Media gehören zu unserem Leben. Einige Zeit habe ich bei einschlägigen Nachrichtenmagazinen als Fotoredakteurin gearbeitet. Dort interessierte der Inhalt einer Website eines*r Fotografen*in kaum, als viel mehr welche Würstchen auf dem Grill bei Instagram zu sehen waren. Heute hat einfach jeder etwas (hinter hervor gehaltenem Bildschirm) zu sagen.

WAS SIND DEINE VORBILDER, SOFERN DU WELCHE HAST?

Mein Professor hat den Begriff „Künstlerisches Elternteil“ ins Leben gerufen. Manchmal bin ich mehr von den Persönlichkeiten und Lebenswegen als den Kunstwerken an sich begeistert. Das geht mir z.B. mit Josef Beuys oder Christopf Schlingensief so. Auch der Geschichte und Werken von Diane Arbus fühle ich mich verbunden. Ulrich Seidls Arbeit spielt für mich ebenso eine große Rolle. Ich liebe symmetrisch, perspektivisch aufgebaute Bildkompositionen ohne in das Bild großartig einzugreifen.

WO GAB ES DEINE ARBEITEN SCHON ZU SEHEN?

Meine Arbeiten gab es u.a. bei der Los Angeles Art Show zu sehen, In der Galerie On in Seoul oder in einer Ruine in Bosnien Herzegowina. Meine letzte Arbeit „Paradise Lost“ war während des Kunstwettbewerbs im Willi Münzenberg Forum in Berlin ausgestellt.

WELCHES WAR DIE LETZTE AUSSTELLUNG, DIE DU BESUCHT HAST.

Die letzte Ausstellung die ich besucht habe war auch die bei der meine Arbeit selbst ausgestellt war. Das war die Gruppenausstellung des Kunstpreises Willi Münzenberg Forums.

HEBST DU ALLE BILDER NOCH IM RAW FORMAT AUF, ODER FINDEST DU DAS IM INTERNETZEITALTER UNNÖTIG?

Natürlich. Das Raw zweimal als Backup und die Negative auch.

BENUTZT DU NOCH ANALOGE KAMERAS UND WENN JA WARUM?

Die analoge Fotografie spielt in meiner Arbeit eine wichtige Rolle. Die Raumfotos sind alle mit einer analogen Mittelformatkamera Pentax6x7 aufgenommen. Das hat damit zu tun dem Ort und dem darin verborgenem Moment tiefer aufzuspüren. Zeit und Raum eine besondere Aufmerksamkeit zu geben, so wie es in der Fotografie mal gedacht war. Ich liebe einfach den Prozess, darin ist immer etwas magisches enthalten. Vielleicht auch ein bisschen das Gefühl die Zeit in Händen halten zu können. Auch wenn ich die Aufnahmen anschließend digitalisiere macht sich ein Unterschied bemerkbar.

KANNST DU DIR VORSTELLEN, DASS DEINE BILDER IN EINER GALERIE NICHT MEHR ALS PRINT, SONDERN NUR NOCH AUF SCREENS ERSCHEINEN?

Tatsächlich arbeite ich gerade an einer neuen Serie, die ich später auf Bildschirmen präsentieren möchte. In diesem Fall möchte ich eine Masse an Fotografien mit Ton kombinieren, um verschiedene Sinne anzusprechen. Ich denke ein wichtiger Punkt ist es, die Wahl der Präsentation auf das Gesamtkonzept abzustimmen. Nicht immer werden dazu Bildschirme passen.