Berliner Fotografen: Charlotte Kunstmann

Moin, mein Name ist Charlotte Kunstmann. Ich bin Schriftstellerin und Fotografin, komme aus Lüneburg und lebe in Pankow. Derzeit besuche ich die Ostkreuzschule für Fotografie.

Mail: charlotte.kunstmann@icloud.com
Web: charlottekunstmann.com
Insta: @charly_clicks (Fotos) & @charlotte_kunstmann (Texte etc.)

Seit wann fotografierst du?

Ich habe mit sechs Jahren von meinem Vater meine erste Kamera geschenkt bekommen. Er war selber einmal Fotograf. Der ganze Keller war voll mit Negativen und Stativen. Ich hatte eine einfache, knallgelbe Nikon Point and Shoot – Kamera. Damit habe ich angefangen, unseren Alltag auf dem Bauernhof zu dokumentieren und auch die zahlreichen Reisen zu meiner Großmutter, die nach Andalusien ausgewandert war. Meine kleine Schwester musste leider sehr oft Modell stehen.

 

Hast du dein erstes Bild noch?

Fast alle! Ich habe tatsächlich schon sehr früh angefangen, Fotoalben anzulegen. Jedes Foto wurde eingeklebt und genau beschriftet. Wie ein bebildertes Tagebuch. Das hatte ich mir von meiner Mutter so abgeschaut, die alle Familienbilder meines Vaters in stundenlanger Arbeit sortierte und einklebte. Viele dieser Fotobücher existieren noch. Es sind ganze Schätze der Erinnerungen.

 

Was sind deine Lieblingsmotive, eher Menschen oder Architektur? Lieber schwarz/weiß oder Farbe und warum?

Ich komme ursprünglich aus der Landschaftsfotografie. Erst im Laufe des letzten Jahres habe ich mit der dokumentarischen Fotografie und mit Portraits begonnen. Der Natur bin ich dabei treu geblieben: fast alle meine Shootings finden draußen, im natürlichen Licht statt. Ich liebe Farben und Details. An Schwarz-Weiß hab ich mich noch nicht herangetraut. Vielleicht ja in diesem Jahr?!

 

Was hältst von Instagram?

Instagram ist Fluch und Segen zugleich. Zum einen kann ich dort viel Inspiration finden und es hilft mir auch beim Networking. Schwierig finde ich die gewisse „Abhängigkeit“, in die man mit diesem Tool gerät. Bedienst du es nicht „richtig“ oder so wenig, hast du verloren. Schön wäre eine ähnliche Plattform für Künstler:innen, bei der die Follower:innenzahlen nichts über die Qualität deiner Arbeit aussagt.

Was sind deine Vorbilder, sofern du welche hast?

Ich habe keine direkten Vorbilder.

 

Was ist dein Lieblingsblog oder Webseite zum Thema Fotografie?

Habe ich so nicht. Ich mag aber PIB: „Photography in Berlin“ ist definitiv ein wichtiger, lokaler Kanal, der regelmäßig auf tolle Foto-Ausstellungen hinweist.

 

Welches war die letzte Ausstellung, die du besucht hast.

Ich war neulich mal wieder in der Sammlung von Helmut Newton. Dort habe ich mich jedoch über die vielen Brüste und die Darstellungen der Models geärgert. Ich glaube, diese Art Frauen abzulichten ist nicht mehr zeitgemäß und vor allem nicht inklusiv.

Wo gab es deine Arbeiten schon zu sehen?

Ab dem 16. März findet in Betanien die Gruppen Ausstellung „Schwellen“ meines Seminars der Ostkreuzschule statt. Dort wird auch meine Serie „Am Steingarten“ zum Berliner Plötzensee zu sehen sein.

 

Hebst du alle Bilder noch im RAW Format auf, oder findest du das im Internetzeitalter unnötig?

Es kommt hierbei ein wenig auf das Shooting an. Wenn ich das Gefühl habe, ich könnte die Bilder noch einmal in einem anderen Kontext verwenden, dann ja, dann behalte ich auch oft die RAW-Dateien.

Kannst du dir vorstellen, dass deine Bilder in einer Galerie nicht mehr als Print, sondern nur noch auf Screens erscheinen?

Ich persönlich fände es sehr schade, wenn es nur noch Screens gäbe. Ich bin ein haptischer Mensch und mag auch die Texturen der verschiedenen Papiersorten und finde es schön, wenn Bilder einen Rahmen erhalten und die Fotografien dadurch noch mal anders wertgeschätzt werden. Hinter einer Ausstellung steckt immer eine ganze Menge Arbeit und tatsächlich auch viel Geld, das man in die Prints investiert. Das sehen Besucheri:nnen häufig nicht. Gäbe es nur noch Screens würde auch dieser „Wert“ auch irgendwie wegfallen.

Benutzt du noch analoge Kameras und wenn ja warum?

Ja, benutze ich auf jeden Fall. Jedoch mehr so just for fun, z.B. auf Reisen. Ich liebe einfach dieses Gefühl, wenn ich meine Bilder abholen fahre. Das bisschen Unsicherheit, die kleine Vorfreude, das Ritsch-Ratsch, wenn du die Fototasche öffnest und dann, das Endprodukt in der Hand. Noch schöner ist es, wenn du die Möglichkeit hast, deine Bilder selber zu entwickeln. Das ist wunderbar-echte Handarbeit und ein Kunstwerk für sich.